Der kaukasische Kreidekreis
Das Theaterstück umfasst drei Fabeln, die in indirektem Zusammenhang zueinander stehen.
Im Vorspiel Der Streit um das Tal werden Grundrechte über ein Tal erteilt; zu Ehren dieser Handlungen ist ein Schauspiel in Form einer Sage angekündigt. Sie beschreibt die Geschichte der Magd Grusche, die sich im Dienst des Gouverneurs Abaschwili befindet. Als er während eines Aufruhrs hingerichtet und seine Frau Natella vertrieben wird, lässt diese ihren Säugling zugunsten ihrer wertvollen Kleider zurück. Grusche, die sich eben noch mit dem Soldaten Simon verlobt hat, nimmt sich des Kindes an. Nun selbst auf der Flucht vor den Schergen, die den Erben des Gouverneurs suchen, flieht Grusche zum Schutz des Kindes zu ihrem Bruder, gibt das Kind als ihr eigenes aus und geht eine Ehe mit einem fremden Bauern ein, um das Kind auf dem Papier zu legitimieren.
Die politischen Wirren enden, Grusches Verlobter kehrt zurück - und die Gouverneurswitwe sucht ihrerseits nach ihrem Sohn. Die dritte Fabel beginnt - um den frisch ernannten Richter Azdak, eigentlich ein Mann niederen Standes, der Volksstreitigkeiten nach sozial-bürgerlichem Sinn zu schlichten sucht. Vor ihn wird der Fall der Gouverneurswitwe und ihres Sohnes getragen. Er fordert die Kreidekreis-Probe - das Kind soll derjenigen Mutter gehören, die es aus dem Kreidekreis zu sich ziehen kann.Grusche will das Kind lieber seiner leiblichen Mutter überlassen, als ihm etwas anzutun, woraufhin ihr Azdak die Mutterschaft zuspricht und die Gouverneurswitwe vertreibt.
Da durch einen Zufall auch Grusches Ehe zu dem Bauern geschieden wurde, steht ihrem Glück mit Simon nun nichts mehr im Weg.
Der Kaukasische Kreidekreis ist eines der berühmtesten und meistgespieltesten Stücke von Bertolt Brecht. Auf der Suche nach Hinweisen auf verschiedene Deutungs- und Darstellungsmöglichkeiten innerhalb der Textstruktur rücken in dieser Inszenierung nicht die zentralen Motive der Mutterliebe und (soziale) Gerechtigkeit in den Vordergrund - sie nehmen allein durch den theatralen Inhalt der Parabel den größten textlichen Stellenwert ein -, sondern die Vielschichtigkeit des Charakters der Grusche. Zugleich bietet die Bühne des Megalomania die Möglichkeit, das szenische Hin und Her des Stücks in ganz praktischem Sinn abzubilden: Die "Guckkasten"bühne als solche ist aufgelöst, Szenenwechsel erfolgen durch Ortswechsel; akkustische Gegebenheiten sind als Klangkulisse eingearbeitet. So kann die Brechtsche Text-Vorgabe der Inszenierung der zweiten Fabel durch Personen der ersten Fabel ganz gewöhnlich genommen werden: Alle Stufen des Entstehungsprozess' einer Inszenierung sind mit fließenden Übergängen auf der Bühne sichtbar, vom Textlesen, der Rollenfindung und Kostümwahl bin hin zur durchchoreographierten Szene.
REGIE Anna-Sophie Sattler
BESETZUNG
Eric Lenke – Arkadi u.A.
Antonia Görge – Grusche u.A.
Alice Nieduzak – Azdak u.A.
Aiden Pharrell Cohen / Oliver Scholz – Simon u.A.
Melanie Schöberl / Stephanie Manz – Natella u.A.
Anna-Sophie Sattler – Gefreiter u.A.
FOTOGRAPHIE Anja Kühn
FÖRDERUNG Evelyn und Martin Wentz Stiftung
TERMINE
29/30.04.
18/19/24/25/26.05.
25/26.06.
Das Team
Antonia Görge ist Schauspielerin und Sängerin aus Frankfurt am Main. Der Kaukasische Kreidekreis ist das erste Stück, das sie am Megalomania Theater spielt. Mit Anna-Sophie Sattler und noctenytor gastiert sie regelmäßig mit Theater- und Konzertprojekten in den freien Theatern der Stadt. Auch in der englischsprachigen Theaterszene Frankfurts wirkt sie mit, zuletzt als Octavius Caesar in Shakespeare Frankfurts Inszenierung von Shakespeare's Antony and Cleopatra.
Bereits in seiner Kindheit begeisterte sich der in Frankfurt lebende Schauspieler Aiden Pharrell Cohen für Kunst, Bühne, Film / TV und Tanz. Während er zunächst an der J.W. Goethe Universität in Frankfurt ein Studium als Diplom Verhaltensbiologe absolvierte, spielte er immer wieder Laien- und Improtheater. 2017 machte er schließlich seine Leidenschaft zum Beruf. Seitdem steht er als freiberuflicher Schauspieler regelmäßig bei den unterschiedlichsten Produktionen nicht nur auf der Bühne, sondern gerne auch vor der Kamera. Zuletzt war Aiden Pharrell Cohen im Rahmen der Brecht-Reihe im Megalomania Theater unter der Leitung Abraham Teuters bei Der Messingkauf in der Rolle des Schauspielers zu sehen.
Eric Lenke arbeitet als Sänger und Schauspieler in den unterschiedlichsten Ensembles. Mit der Regisseurin Anna-Sophie Sattler verbindet ihn bereits eine lange Reihe gemeinsamer Produktionen. Manche davon sind beinahe rein musikalisch, andere lassen die Musik ganz außen vor. Viele aber kombinieren die Genres miteinander – so wie auch diese. Mit dem Kreidekreis spielt er einen zweiten Brecht und seine zweite Produktion am Megalomania-Theater. (www.eric-lenke.de
Stephanie Manz: „Seit 44 Jahren auf der Bühne, in den letzten 23 Jahren überwiegend im Kellertheater Frankfurt zuhause. Mein Herz gehört den zeitgenössischen Stücken, den gesellschaftsrelevanten Themen. Kommt ein Klassiker "vorbeigeschwommen", dann bin ich auch nicht abgeneigt. Theater ist für mich das Lagerfeuer, um das wir seit alters sitzen. Wir versammeln uns und erzählen Geschichten, wir hören ihnen zu. Wenn nichts mehr ginge, wenn uns Energiequellen und andere zivilisatorische Errungenschaften abhanden kämen: Theater würden wir spielen und uns so ein Bild machen von unserer Welt und ihrem Zustand.“
Alice Nieduzak, ausgebildete Buchhändlerin, spielt nach “Trommeln bei Nacht” bereits im zweiten Stück des Brecht-Jahres im Megalomania mit. Als reguläres Mitglied der Künstlerplattform noctenytor tritt sie regelmäßig auf verschiedenen Frankfurter Bühnen auf, zuletzt in Stücken wie einer Werkschau von Faust oder einer Bühnenversion des Buchs Hotel Savoy. Sie hat auch bereits an mehreren Filmprojekten mitgewirkt, wie dem Stummfilmprojekt Die Pest (2021), basierend auf einem Skript von Walter Hasenclever. Zur Zeit schreibt sie an ihrem ersten Bühnenstück-Projekt.
Anna-Sophie Sattler hat Musik- und Literaturwissenschaft in Frankfurt am Main studiert und arbeitet seit 13 Jahren im Rhein-Main-Gebiet als freischaffende Künstlerin und Pianistin. Seit 2010 ist sie als musikalische Leitung, Darstellerin oder Regisseurin an verschiedenen Bühnenproduktionen im Raum Frankfurt beteiligt, darunter auch Kinder- und Jugendtheater. Zu ihren letzten Projekten mit großem Ensemble gehören die Komödie Nie wieder Friede von Ernst Toller, ein Triptychon-Abend mit Werken von Walter Hasenclever und ihre Workshop- Produktion Die letzten Tage der Menschheit (Kraus).
Melanie Schöberl ist schon früh der Magie des Theaters auf und hinter der Bühne verfallen. Seit 11 Jahren arbeitet sie hauptberuflich als Costume Supervisor am English Theatre Frankfurt. Mit Der kaukasische Kreidekreis steht sie in einem Stück von Bertolt Brecht auf der Bühne. Sie freut sich auf die kreative Reise und ihre Weiterentwicklung als Schauspielerin dabei.
Oliver Scholz ist Schauspieler und Performer mit eigenständigen Regieprojekten (u.A. in Zusammenarbeit mit dem Autor und Dramaturgen Bert Bresgen). Gemeinsame Projekte mit Anna-Sophie Sattler verbinden ihn seit 2017; nach einer Hauptrolle in der Pantomime Der Zauberring stand er bei ihr 2021 in der Rolle des Erfinders im Stummfilm Die Pest (Skript: Hasenclever) vor der Kamera.