Die Rosa Gefahr
Die rosa Gefahr – ein theatralischer Liederabend
Haben wir, wenn wir an den Kompositionsberuf denken, eigentlich das Bild einer Frau oder das eines Mannes im Kopf? Vermutlich das eines Mannes. Aber möchten wir sie nicht auch kennenlernen? Diese Pionierinnen, die gegen die Windmühlen gesellschaftlicher Ignoranz ankämpften? Und wollen wir dieses Werk, das oft nur unter widrigster Umstände das Licht der Welt erblickte, nicht endlich auch hören? Lange Zeit sah sich die Gesellschaft durch eine Komponistin in ihrer patriarchalischen Selbstverständlichkeit bedroht. Erkannte sie doch das Genie einer Lili Boulanger, die 1913 die Festung dieser männlichen Domäne niederriss, und betitelte sie als die rosa Gefahr. Gustav Mahler schrieb seiner zukünftigen Frau Alma Schindler einen Brief, in dem er für eine Eheschließung zur Bedingung erhob, das Komponieren aufzugeben. Was passiert mit einer Künstlerin, deren Entfaltungskraft im Keim erstickt wird? Und was, wenn aufgrund ungewöhnlicher Umstände eine Entfaltung möglich ist? Das Ensemble Die Mimusen möchte mit seinem Programm auf unterhaltsame Weise einen Einblick in die Lebens- und Gedankenwelt einzelner Künstlerinnen geben und dazu beitragen, dass ihre Werke endlich den verdienten und längst fälligen Platz auf den Konzertbühnen erhalten. In einer Inszenierung von Mimi Schwaiberger nimmt die Opernsängerin Denise Seyhan, die Schauspielerin Henrietta Teipel und der LiedPianist Philip Dahlem Sie mit auf eine Reise in eine weibliche Welt mit starken Frauen, spannenden Lebensgeschichten und faszinierenden, selten gehörten Klängen. Die Protagonistinnen sind Pauline Viardot-Garcia, Clara Schumann, Cécile Chaminade, Alma Mahler, Lili Boulanger und Ethel Smyth.
Dieses Kulturprojekt wurde u.a. gefördert von: GVL/Neustart Kultur und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg.
Denise Seyhan (Gesang)
Henrietta Teipel (Schauspiel)
Philip Dahlem (Klavier)
Denise Seyhan- Gesang
Ich mag starke Frauen, die Musik um die Jahrhundertwende und rosa. Eigentlich hatte ich vor, ein Theaterstück mit dem Thema Wien um 1900 zu produzieren. Aber dann dachte ich mir, warum immer nur männliche Komponisten? Außerdem stieß ich bei meinen Recherchen auf Alma Mahler. Von ihrer Persönlichkeit und ihrer Musik war ich total fasziniert und ihre Geschichte berührte mich.
Ethel Smyth und vor allem Pauline Viardot begegneten mir schon einige Jahre vorher und ich habe ihre Werke lieben gelernt, gleichzeitig bin ich nach wie vor total verwundert, warum ich selbst im Studium nie von ihnen gehört hatte. Ich wollte unbedingt, dass noch mehr Menschen von diesen bedeutsamen Frauen erfahren, ihre tolle Musik und auch ihre Geschichte kennenlernen.
So entstand unser theatralischer Liederabend und ich bin so happy mit Henrietta und Philip zwei so tolle und verständige Partner gefunden zu haben, die genauso viel Lust haben, neue Wege zu bestreiten und sich mit Enthusiasmus und viel Humor in die Arbeit stürzen, wie ich.
Mein Herz schlägt für das musikalische Drama. Auf der Bühne fühle ich mich wohl und ich liebe es mit der Musik Geschichten zu erzählen. Dabei muß es nicht immer große Oper sein, sondern ich mag auch die eher kleinen, leiseren und dadurch manchmal sogar intimeren und intensiveren Geschichten, die man bei Liedern entdecken kann, sehr. Sie sind oft wie kleine Miniatur-Universen, die in andere Gedankenwelten entführen.
In meiner Freizeit begebe ich mich gedanklich ebenfalls gerne auf Reisen. Ich lese viel und liebe Fantasy und Science Fiction Serien, vor allem Star Trek.
Was ich noch mag, sind Flohmärkte. Da setzt sich wohl das türkische Kaufmanns-Gen meiner Vorfahren durch. Ich muß auch immer handeln und bin oft ganz verwundert, wenn mich der Verkaufende im Geschäft komisch anschaut.
Das Megalomania Theater mag ich, weil es so authentisch und handgemacht ist. Ich habe das große Vergnügen, bei drei Produktionen mit dabei zu sein. Als „Mrs Peachum“ in der Dreigroschenoper, als „Old Lady“ in Candide und als Fricka, Erda und Flosshilde im „Ring an einem Abend“.
Allerdings sind auch das wieder alles Stücke von männlichen Komponisten. Deshalb freue ich mich auf ein bißchen „rosa Gefahr“ im Megalomania Theater;)
Henrietta Teipel- Schauspiel
Meine Leib- und Magenspeise sind Spaghetti, eigentlich egal mit was - dumm nur, dass ich eine Glutenintoleranz habe seit ich 13 bin. Das hat mir zwar ein bisschen meine Vorliebe für italienische Hartweizenprodukte madig gemacht, nicht so aber meine Liebe für die Opera, weshalb ich mit zarten 19 Jahren beschlossen habe Musiktheaterwissenschaften in Bayreuth zu studieren. Gut, in Franken und ich als gebürtige Preußin habe mich durch die Präsenz der Markgräfin Wilhelmine auch immer sehr zu Hause dort gefühlt. Die war ja auch ein bisschen Musikerin und hat gleich mal ein ganzes Opernhaus dort errichten lassen. Wo war ich? Ich schweife ab…Achso ja, Oper, dann kam Theater, also Sprechtheater wieder mehr in mein Leben und dann hat sich das Leben so gelebt mit seinen Höhen und Tiefen und dann habe ich Denise kennengelernt als ich für einige Zeit in München war und da war sie wieder wachgeküsst… meine Liebe für italienische Pasta! Denn Denise sang so schön, dass wir nur 5 Jahre (!) später beschlossen haben, wir sollten mal zusammen arbeiten! Sie singend und ich spielend, denn, ich vergaß, ich war in der Zwischenzeit, also zwischen der Diagnose meiner Glutenintoleranz, meiner Liebe zur Oper, meiner Zeit in Bayreuth und dem Leben mit seinen Höhen und Tiefen, Schauspielerin geworden.Nun bin ich auf einmal Teil der Mimusen und spiele mit in „Die rosa Gefahr“. Wie schön! Ist ja auch einfach ein geiler Name. Mimusen = Mimosen? Weit gefehlt! Obwohl wir Künstlervolk natürlich eine sehr zarte Seele haben.
Die Frauen die ich spielen werde, von Alma Mahler über Clara Schumann oder Lili Boulanger… sie waren auch zart, aber gleichzeitig so wahnsinnig stark und begabt, dass wir Ihnen in Ihren Widersprüchen einen ganzen Abend widmen wollten. Hier geht es eigentlich um ganz heutige Themen: phallokratische Strukturen, Chancengleichheit, soziale Konventionen… Ist nämlich alles kein „alter Hut“, sondern leider immer noch total aktuell. Da wir aber keine Politik, sondern Theater machen, lassen wir euch den Raum der Interpretation und öffnen euch lieber den Zugang zu eurer Seele durch wunderschönen Gesang, Klaviermusik und packendes Schauspiel.
Bis bald bei dem Frauenpower-Abend „die rosa Gefahr“ von und mit den Mimusen Denise Seyhan, Philipp …. und meiner Wenigkeit Henrietta Teipel
Ick freu mir!
Philip Dahlem- Klavier
Warum die Mimusen?! Für mich gibt es nichts passenderes als die Kombination aus Text und Ton, da habe ich mit Lied plus Schauspiel gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen,(ähm... oder sind das drei?) Und dann geht es noch um ein Thema, mit dem es sich zu beschäftigen lohnt: perfekt! Was ich als Mann im Frauenabend suche?! Ich denke, ich habe auch als Mann das Recht mich für bewundernswerte Frauen stark zu machen - oder gibt es dieses Männerrecht nicht?! Zudem hat man als Mann den Vorteil, eher Wein als Rosen in die Hand gedrückt zu bekommen und dann meistens eher roten als weißen - warum auch immer - das hat so seine Vorzüge..So, eigentlich sollte es hier ja um mich gehen. Wo fange ich an? Beim Mickey-Mouse-Schlips, den ich als Kind mit mega großem Stolz auf der Bühne getragen habe? Oder ist das zu früh? Vielleicht etwas später als Brille und Bart dazu kamen? Der Bart freilich freiwillig, die Brille - na ihr wisst schon: weil die vielen Paukstunden mit dem immer gleichen Abstand zum Notenpult meine Augen wohl schlechter gemacht haben. Verrückt, dass ich das ausgiebige Üben schon immer sehr gerne mochte, mal abgesehen von den Stunden, in denen man mit seinem Instrument streitet, die wohl jeder Musiker kennen wird. Lied hatte ich beim Beginn meiner Ausbildung ehrlich gesagt gar nicht auf dem Schirm. Aber meinem ersten Liedlehrer Hans-Peter Müller schien ich gleich zu imponieren: ihm war schon klar, dass ich mich auf Lied spezialisieren würde, bevor ich selbst wusste, dass das überhaupt möglich ist. Gesagt, getan! Super dankbar bin ich den folgenden spannenden Stunden mit Pauliina Tukiainen und Hartmut Höll, die mich weitgehend inspirierten und das Lied zum Schwerpunkt meines musikalischen Schaffens mitgestalteten. Warum ich immer wieder über Projekte mit Text-Ton-Kombi stolpere, seien es Lesungen über Tucholsky, Anne-Frank-Vertonungen oder eben so tolle Projekte wie dieses? Ich weiß es nicht, sie kommen eher zu mir, als dass ich sie suche. Ach, eine wichtige Sache hätte ich fast vergessen: den Mickey-Mouse-Schlips trage ich nicht mehr; mit Farbe sind mir die Hemden aber immer noch am liebsten. Zwei Farben zur Auswahl habe ich fast bei jedem Konzert mit dabei, je nachdem wie ich mich dann gerade fühle. Ich bin gespannt, welches es im Megalomania Theater wird.