Die Ermittlung
Sa., 27. Jan.
|Frankfurt am Main
Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Jeder Mensch hat das Recht auf gerichtliches Gehör.
Zeit und Ort
27. Jan. 2024, 19:30
Frankfurt am Main, Offenbacher Landstraße 368, 60599 Frankfurt am Main, Deutschland
Über die Veranstaltung
Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Jeder Mensch hat das Recht auf gerichtliches Gehör.
Denkt man an die unvorstellbaren Taten, die in den Konzentrationslagern der NS-Zeit an tausenden von Menschen mit perfidem System begangen worden sind, scheinen diese Grundsätze, auf die sich unser Rechtsstaat und sogar die Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten stützt, mehr als nur zynisch. Aber genau diese und andere Grundsätze sind aus der Erfahrung eben jener Gräueltaten entstanden – und schufen (noch Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs) die Notwendigkeit, die Verbrechen an der Bevölkerung gerichtlich aufzuklären, zu behandeln, aufzuarbeiten und zu strafen...
Als 1963 der Erste Frankfurter Auschwitz-Prozeß begann und man sich der Mammutaufgabe stellte, wenigstens einen Bruchteil der Verantwortlichen für die im größten der Konzentrationslager begangenen Verbrechen gerichtlich zur Verantwortung zu ziehen, war die Erinnerung noch frisch in den Köpfen der Beteiligten und der Bevölkerung verankert. Es gab niemanden, der zu Kriegszeiten nicht auf der einen oder anderen Seite gestanden hätte, der nicht Täter oder Opfer gewesen wäre – oder keinen, der nun im Zuge des Prozesses nicht in ohnmächtiger Ungläubigkeit Dinge erfahren hätte, die in den Lagern abgeschottet und doch so unversteckt all die Jahre über vor sich gegangen waren. Heute, beinahe 80 Jahre nach Kriegsende, da nur noch sehr wenige Zeugen der NS- Zeit am Leben sind, bleiben uns Briefe, Dokumente, Akten, Gedenkstätten, Fotographien – und Erinnerungen an Erinnerungen. Auch wir stehen heute ungläubig vor den Fakten, die sich außerhalb des menschlich Vorstellbaren befinden. Und zugleich müssen wir sie als elementaren Bestandteil der Geschichte unseres Landes akzeptieren.
Die Ermittlung von Peter Weiss, verfaßt im Stil eines Oratoriums, ist Dokumentartheater im besten Sinne: Die Aussagen der Protagonisten sind zwar poetisiert und in Themenkomplexe unterteilt, entsprechen aber den Fakten; es sind die echten Aussagen echter Opfer und echter Täter; beide Seiten kommen gleichermaßen und gnadenlos einander gegenübergestellt zu Gehör, ohne Bewertung, ohne Emotion und ohne In- Szene-Setzen. Für uns ist Die Ermittlung als Lehrstück zu betrachten: In kaum einem anderen Stück wird ein Teil wahrer Geschichte auf so grausame und schonungslose Weise lebendig. Unsere Inszenierung versteht sich als Teil unserer Aufgabe, diese geschichtlichen Fakten wieder aufzuzeigen und damit einen Beitrag gegen das Vergessen zu leisten – mehr noch: einen Beitrag dazu, daß sich dergleichen niemals wiederholt.
Wir kannten alle die Gesellschaft aus der das Regime hervorgegangen war das solche Lager erzeugen konnte Die Ordnung die hier galt war uns in ihrer Anlage vertraut deshalb konnten wir uns auch noch zurechtfinden in ihrer letzten Konsequenz in der der Ausbeutende in bisher unbekanntem Grad seine Herrschaft entwickeln durfte.